Warum der Betreuungsschlüssel so wichtig ist für die Qualität einer Kita, beschreibt der Antrag. Nur eine Erzieherin, die Zeit dafür hat, kann sich auch um einzelne Kinder kümmern, mit ihnen reden, ihnen die Förderung geben, die sie brauchen. Aber Brandenburg ist im bundesweiten Vergleich bei der Gruppengröße immernoch miserabel: auf dem vorletzten Platz in der Altersgruppe 0-3 Jahre, auf dem drittletzten Platz bei den 3-6-Jährigen (destatis, 2016).
Mit 90 Mill. € können wir den Betreuungsschlüssel für beide Altersgruppen höchstens um einen Punkt verbessern (auf 1:4 und 1:10). Ob das Geld dazu ausreicht, ist nicht sicher. Aber selbst wenn das gelänge, sind wir noch weit entfernt von der Bertelsmann-Empfehlung von 1:3 und 1:7,5 – die nämlich bezieht sich auf die REALEN Gruppengrößen! Der Brandenburger Betreuungsschlüssel hingegen ist eine Rechengröße, die Urlaub, Krankheit, Fortbildung und lange Betreuungszeiten nicht mit einberechnet. D.h. der Betreuungsschlüssel ist keine Angabe über die realen Gruppengrößen, die sind bedeutend größer!
Natürlich brauchen wir perspektivisch eine komplette Beitragsfreistellung. Aber auch hier ist ungewiss, ob sie mit 90 Mill. € erreichbar wäre. Sich hier auf eine komplette Beitragsfreistellung ab 2020 festzulegen, kann uns deutlich mehr kosten. Die Festlegung als solche wird uns aber binden.
Die Liga der Träger der freien Wohlfahrtspflege rät hiervon vehement ab, weil eine komplette Beitragsfreistellung natürlich auf Kosten weiterer Schlüsselverbesserungen geht. Anders als in der Einleitung des Antrages suggeriert wird, passiert natürlich genau das: Gruppengröße wird gegen Beitragsfreistellung ausgespielt. Die Liga übrigens sieht in den schlechten Rahmenbedingungen auch einen entscheidenden Grund dafür, warum es zunehmend schwierig wird, Erzieher*innen für Brandenburg zu finden.
Wir würden hier etwas beschließen, was erst in knapp drei Jahren greift. Dazwischen liegen Bundes- und Landtagswahlen. Ich plädiere deshalb dafür, die Entscheidung über eine komplette Beitragsfreistellung allein aus Landesmitteln nicht jetzt schon zu treffen.
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