Veranstaltung: | Landesparteirat |
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Tagesordnungspunkt: | 4. Anträge Verschiedene |
Antragsteller*in: | Landesvorstand (dort beschlossen am: 27.02.2017) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 04.03.2017, 11:14 |
V4: Ein guter Start ins Leben: Hebammenversorgung in Brandenburg stärken!
Antragstext
Ein guter Start ins Leben bildet die Grundlage für das gesunde Aufwachsen eines
Kindes, für den Aufbau fester Bindungen und für ein gelingendes Familienleben.
Bündnis 90/Die Grünen stehen an der Seite der Mütter, Kinder und Familien vor,
während und nach der Geburt. Wir wollen Hebammen und Entbindungspfleger in ihrer
verantwortungsvollen Berufsausübung stärken und dafür Sorge tragen, dass es in
Brandenburg auch in Zukunft ein ausreichendes und qualitätsgesichertes Angebot
an Leistungen der Geburtshilfe sowie der Vor- und Nachsorge gibt.
Deshalb fordern wir:
• Mittel aus dem Innovationsfonds zur Entwicklung einer flächendeckenden
Versorgung von Schwangeren und jungen Familien zu verwenden.
• Die noch bestehenden Geburtsstationen an den Kliniken zu erhalten.
• Die Möglichkeit zum Einsatz von Beleghebammen an allen Geburtsstationen zu
schaffen.
• Die vier noch bestehenden Geburtshäuser zu erhalten und die Gründung von neuen
Geburtshäusern zu fördern.
• In Brandenburg mehr Hebammen und Entbindungspfleger auszubilden und die
Einführung des Faches Hebammenwissenschaften als Studienfach an einer
Brandenburger Fachhochschule oder Hochschule zu prüfen..
• Die derzeitige Aus- und Fortbildung von Familienhebammen sowie von
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*innen für den Einsatz in den „Frühen
Hilfen“ fortzuführen.
• Die „Frühen Hilfen“ und die „Netzwerke gesunder Kinder“ weiter auszubauen und
zu professionalisieren und die Angebote in allen Landkreisen und kreisfreien
Städten zu stärken.
• Bundesweit die Frage der übermäßig steigenden Haftpflichtversicherungsprämien
für Hebammen und Entbindungspfleger endlich so zu regeln, dass auch in Zukunft
Haus- und Geburtshausgeburten stattfinden können.
Begründung
In Brandenburg wird es immer schwieriger, für die Betreuung vor und nach der Geburt eine Hebamme zu finden. Die Plätze sind so knapp, dass werdende Mütter sich bereits in den ersten Wochen ihrer Schwangerschaft eine Hebamme suchen müssen.
Für die Geburtsvorbereitung und Wochenbettbetreuung, Rückbildung, Still- und Ernährungsberatung und viele andere .Angebote sind Hebammen oder Entbindungspfleger unverzichtbar.
In Kliniken muss eine einzige Hebamme oftmals drei Geburten gleichzeitig betreuen. Der Personalschlüssel für angestellte Hebammen in Krankenhäusern stammt aus dem Jahr 1990. Seitdem hat sich das Aufgabenspektrum verändert, die Betreuung von Risikoschwangerschaften ist gestiegen, gleichzeitig müssen immer mehr zusätzliche Tätigkeiten erledigt werden. In den Krankenhäusern braucht es unbedingt mehr Personal, damit die Arbeitsbelastung der Hebammen und Entbindungspfleger nicht noch weiter steigt und Frauen während der Geburt gut begleitet werden können.
Für viele Frauen ist die persönliche Beziehung zu einer Hebamme ihres Vertrauens wichtig. Das Modell der Beleghebamme sollte deshalb in jeder Klinik in Brandenburg angeboten werden.
Die Wege zu einer Entbindungsstation dürfen in ländlichen Regionen nicht noch weiter werden, deshalb darf kein weiterer Kreißsaal in Brandenburg geschlossen werden.
Es gibt in Brandenburg nur noch vier Geburtshäuser und nur noch wenige Hebammen, die bereit sind, Hausgeburten zu begleiten. Wir wollen, dass Frauen und Familien weiterhin frei entscheiden können, wie und wo sie ihr Kind zur Welt bringen. Das ist auch eine Frage der Selbstbestimmung von Frauen. Haus- und Geburtshausgeburten müssen in Brandenburg weiter möglich sein,
Deshalb ist es unbedingt nötig, mehr Hebammen und Entbindungspfleger auszubilden, Aktuell gibt es nur alle drei Jahre fünfzehn Ausbildungsplätze am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus. Das reicht bei weitem nicht aus. Wir wollen weitere Ausbildungsplätze schaffen und prüfen, ob die Einführung des Faches Hebammenwissenschaften an einer Fachhochschule oder Hochschule in Brandenburg möglich ist.
Der Beruf der Hebamme bzw. des Entbindungspflegers muss attraktiver werden. Das betrifft auch die Frage einer fairen und angemessenen Entlohnung, sowohl für die Hebammen und Entbindungspfleger, die in Kliniken angestellt sind als auch für die freiberuflich tätigen Hebammen. Momentan sind viele ausgebildete Hebammen aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und der schlechten Bezahlung nur wenige Jahre in ihrem Beruf tätig. Das muss sich ändern.
Insbesondere die übermäßige Steigerung der Haftpflichtversicherungsprämien hat dazu geführt, dass viele Hebammen keine Hausgeburten mehr durchführen und Geburtshäuser schließen mussten. Dieses Problem wurde von der Bundesregierung durch den Sicherstellungszuschlag, den die Kassen für Hebammen mit weniger Geburten als Ausgleich zahlen, nur unzureichend gelöst. Wir Bündnisgrüne setzen uns dafür ein, dass die Frage der steigenden Versicherungsprämien endlich für alle Gesundheitsberufe angemessen gelöst wird.
Um jedem einzelnen Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, brauchen wir mehr psychosoziale Unterstützungsangebote im Rahmen der „Frühen Hilfen“. Familienhebammen oder speziell dafür fortgebildete Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*innen leisten hier einen unverzichtbaren Beitrag. Sie müssen bedarfsdeckend in allen Landkreisen und kreisfreien Städten eingesetzt werden.
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